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Cake day: June 4th, 2023

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  • In der Kammer sind nicht nur niedergelassene Psychotherapeut:innen, sondern alle mit Approbation. Das nützt also nur sehr wenig. Viele von denen arbeiten gar nicht niedergelassen, sondern in Krankenhäusern, Rehas, Gutachterbüros, Beratungsstellen, Schulen, Personalabteilungen… usw.

    Ich glaube die Landeskammern haben meist selbst Online-Suchdienste für ambulante Praxen, die werden aber auf freiwilliger Basis geführt und sind deshalb auch nicht vollständig.

    Psychotherapieplätze würde ich im Moment am ehesten über die 116-117 suchen oder, falls es mir vor allem um die Praxen selbst geht, über Google Maps o.ä., da werden nämlich noch am ehesten kassenzugelassene und private Praxen zusammengeworfen.



  • Warum ist es besser, anzurufen?

    Manche Praxen pflegen gar kein Mail-Postfach. Datenschutzrechtlich ist umstritten, ob sie es dürfen, da Mail eine unverschlüsselte Kommunikationsform ist. Aber wenn du eine Mailadresse findest und dir das lieber ist, spricht nichts dagegen, die zu nutzen. Ausführliche Probleme würde ich an deiner Stelle da aber gar nicht schildern. Das kostet dich Zeit (und die Therapeut:in auch), spart in der Therapie dann aber erfahrungsgemäß gar keine Zeit. Sich persönlich etwas berichten zu lassen ist nämlich was ganz anderes, als es nachzulesen. Frag per Mail einfach kurz, ob Kapazität besteht, und schreib zwei Sätze zu deinem Anliegen an die Therapie. Das genügt völlig.

    Soll ich direkt bitten, auf die Warteliste gesetzt zu werden?

    Kannst du auf jeden Fall fragen. Allerdings pflegen nicht alle Praxen eine Warteliste.

    Habe ich kein Erstgespräch schon geführt, mit dem Therapeut, der mich das PTV11 per Post schickt?

    Hast du, aber wenn ich deinen Post richtig verstehe, hat er dir keinen Therapieplatz anbieten können, oder? D.h. jetzt brauchst du einen Therapeuten, der auch tatsächlich Kapazität für eine Therapie mit dir hat. Beim neuen Therapeuten hast du dann sozusagen wieder ein Erstgespräch. In Regionen mit schlechter Versorgung braucht man, was ich so höre, teilweise 3-4 Anläufe, bis man tatsächlich einen Therapieplatz findet. Es ist aber trotzdem nützlich, die zu nutzen, wenn man kann. Insbesondere Praxen ohne Warteliste vergeben die Therapieplätze teilweise einfach nach augenscheinlicher Dringlichkeit, und das wird im Erstgespräch entschieden.


  • Wenn auf dem PTV11 sowohl Verhaltenstherapie als auch Tiefenpsychologie angekreuzt ist, heißt das einfach, das beides in Frage kommt. Häng dich beim Suchen also nicht an der Therapieschule auf, such einfach jemanden, der Zeit hat und mit dem du dich gut verstehst.

    (Das würde ich, als verhaltenstherapeutisch ausgebildete Psychotherapeutin, übrigens fast jedem empfehlen. Therapeut:innen, die auf einer spezifische Schule als Empfehlung beharren sind mir suspekt. Hauptwirkfaktor ist nämlich erwiesenermaßen was anderes - und zwar die Therapiebeziehung. Die Therapieschule ist völlig nachrangig.)

    Meine Empfehlung: Such online nach Psychotherapie-Praxen in deiner Nähe und ruf direkt an. Die Konfliktberatungsstelle am Arbeitsplatz ist vielleicht für niederschwellige Gespräche gut, aber nicht der richtige Ort für Psychotherapie. Mal ganz angesehen von der merkwürdigen Berufsbezeichnung des Buddhisten, hinter der ich eher Spiritualität erwarten würde als eine wissenschaftlich fundierte Behandlung.

    Wenn du selbst keinen Therapieplatz findest: Ruf die 116117 an und frag nach einem dringenden Erstgespräch. Der Bedarf hierzu ist auf deinem PTV11 ja festgehalten. Ergänzend könntest du beim Hausarzt eine Überweisung holen, notwendig ist dies aber meistens nicht.


  • Als Mitarbeitende im Gesundheitswesen ist es super nützlich und wichtig, zu lernen, höflich und deutlich nein zu sagen. Ich würde folgendes sagen:

    “Ich verstehe, dass Ihnen das wichtig ist, dass sich jemand um Ihre Beine kümmert, allerdings fällt das nicht in meinen Aufgabenbereich. Ich sag der Ärztin bescheid, dass Sie Physiotherapie möchten.”

    Und wenn er drauf besteht, ganz klar und ruhig wiederholen:

    “Wie gesagt, mein Aufgabenbereich ist ein anderer.”

    Dabei am besten gar nicht viel erklären oder rechtfertigen, sondern ruhig, deutlich und knapp bleiben. Aggression vermeidest du nicht, indem du nachgibst oder rechtfertigst, sondern eher indem du ruhig bleibst und Verständnis zeigst:

    “Ich verstehe total gut, dass Sie sich um die Beine kümmern möchten und Ihnen das wichtig ist. Es tut mir leid, wenn Ihnen hier die Physiotherapie fehlt - bestimmt würde mir das an Ihrer Stelle ähnlich gehen! Aber wie gesagt, ich bin leider nicht die richtige Fachkraft dafür. Ich sag der Ärztin bescheid für Sie.”

    Und wenn er nach so einer Interaktion aggressiv wird, dann zieh dich zurück und dokumentier es - falls er so immens verhaltensauffällig ist, hättest du das ohnehin nicht vermeiden können, hast hiermit dein Bestes getan und nicht unendlich viel Zeit investiert.

    Bei uns in der Klinik würde man jetzt sagen: Gut, dass du diesen Patienten hast, das ist die perfekte Übungsgelegenheit für schwierige Patientenkontakte. Beim zweiten Mal wird es dann schon wesentlich einfacher.


  • Man wird für eine Entlassung gegen ärztlichen Rat nicht so sanktioniert, wie sich das viele vorstellen. Es gibt keine Strafe dafür. Aber es hat oft Folgen für das zukünftige Verhalten des Kostenträgers, in dem Fall der Krankenkasse.

    Transportschein, Rezepte und Arztbriefe kriegst du in genau dem Umfang, wie du es bei einer regulären Entlassung bekommen hättest. (Transportscheine bekommt man aber nicht ohne weiteres. Wenn deine Krankenkasse es zumutbar findet, dass du mit der Bahn fährst, dann gibts ne Fahrtkostenerstattung, aber nicht unbedingt einen Taxischein. Und eine Zuzahlung zu den Transportkosten muss man sowieso fast immer zahlen. Gerade bei langen Strecken wäre es eine ziemliche Ausnahme, wenn die Kasse dir ohne gewichtigen Grund einen Krankentransport finanziert.)

    Primärer direkter Nachtei für dich: Das Krankenhaus hat, je nach Situation, einiges an Extra-Arbeit mit einer vorzeitigen Entlassung, und je nachdem wie es läuft könnte es schon sein, dass du dann länger auf Arztbrief usw. warten musst; eben weil sich die dortigen Mitarbeitenden unter den Umständen nicht extra engagieren, um dir die Entlassung gegen ärztlichen Rat extra leicht zu machen.

    Sekundärer, und gewichtigerer Nachteil: Es kann versicherungsrechtliche Folgen haben, wenn du an deiner Erhohlung nicht mitwirkst. Wenn du gegen ärztlichen Rat handelst, könnte es bspw. sein, dass die Krankenkasse zukünftige Krankengeldansprüche erschwert oder ganz abstreitet; dass Reha-Anträge oder ähnliches nicht oder nur spät bewilligt und Zusatzleistungen gestrichen werden. Du fällst natürlich nicht direkt aus dem sozialen Netz, würdest aber möglicherweise bei längerer Krankschreibung dann schneller ausgesteuert werden. Dann zahlt nicht mehr die Krankenkasse, sondern man bekommt bspw. Bürgergeld, u.U. auf dem Niveau der Mindestsicherung.

    Wie genau ein Kostenträger reagiert ist von Kasse zu Kasse unterschiedlich, abhängig von der Situation, dem Behandlungsanlass und letztendlich auch immer den konkreten Sachbearbeitern, denen die Entscheidung letztendlich vorliegt. Manchmal passiert nämlich auch gar nichts.

    Gewichtiger als solche Folgen ist darum fast immer erstmal die Frage, warum das ärztliche Behandlungsteam dich gerne dabehalten will. Meistens (wenn auch nicht immer) würde ich das aus Patientenseite sehr ernst nehmen, auch wenn ich mal anderer Meinung bin als die Behandler.



  • Und was hat er in deinen Augen sonst mit den Pull-Faktoren seiner Aussage gemeint?

    Was Merz da von sich gegeben hat war eine dreiste, unverschämte, populistische Lüge. Oder hast du ernsthaft jemals keinen Zahnarzt-Termin bekommen? Es ist einfach Bullshit. Auf diese Art könnten wir Flüchtlingen jeden möglichen Quatsch unterstellen.

    “Migranten sitzen bei uns beim Friseur, und die deutschen Bürger warten monatelang auf einen Termin!”

    “Migranten kaufen Markenklamotten und für die deutschen Bürger bleiben keine übrig! Wir müssen alle Kik tragen!”

    “Migranten bestellen Hummer im Restaurant und für die deutschen Bürger bleibt nur Brühe übrig!”

    “Migranten lassen sich hier die Zähne machen und deutsche Bürger bekommen keine Termine beim Zahnarzt!”

    Sowas kommt dabei raus, wenn man anfängt, schlicht und ergreifend Lügen zu erzählen. Populismus. Propaganda. Unterste Schublade. Kein Teil von Merz’ Aussage war nicht gelogen. Das muss man erstmal hinkriegen.




  • Das ist auch die beste Antwort auf das anti-Veganismus-Argument “Was soll man denn sonst mit den Flächen machen, auf denen nichts angebaut werden kann, anstatt Kühe draufzustellen?”

    Gar nichts. Einfach rumstehen lassen, verwalden, versumpfen lassen. Diese grässliche Tendenz unserer Spezies, jeden Quadratzentimeter des Planeten an sich reißen zu wollen, wird uns am Ende den Hals kosten. Es ist höchste Zeit, dass wir der Natur diese Flächen zurückgeben, die jahrtausendelang als CO2-Senken gedient haben.


  • Therefore, natural gender languages may be the most successful at promoting gender-inclusive language, because unlike genderless languages they are able to include gender-symmetrical forms in pronouns and nouns (thus increasing the visibility of women), but compared to gendered languages they do not depend upon gendered structures that would limit the legibility or intelligibility of symmetrical revisions.

    Ich glaube da hast du was missverstanden. In dem von dir zitierten Absatz wird ja genau argumentiert, dass eben gerade gender-symmetrische Lösungen besser sind (und das “natural gender languages”, hierzu zählt Englisch, es darin leichter haben als “gendered languages” so wie Deutsch).


  • Und warum soll es das so noch nie gegeben haben? Du argumentierst dann ja ganz einfach für die Originalversion der Begriffe, eben vor dem Gendern, maximal eben noch ergänzt um ein Sprechverbot der existierenden, femininen Bezeichnungen.

    Was das Paper angeht: Wenn es selbst in Sprachen, die NICHT geschlechterspezifisch sind, einen Bias gibt, einen Mann anzunehmen, dann bezweifle ich, dass der/die Kanzler:in diesen Bias beseitigen kann.

    Wirf doch mal einen Blick in das Paper. Dass diese sprachlichen Unterschiede tatsächlich einen Effekt haben ist exakt das, was dort gezeigt werden konnte.

    (Klar, mir ist schon bewusst, dass die meisten Menschen die wissenschaftliche Evidenz bei dem Thema ganz gern mal ignorieren, aber wenn es dich tatsächlich interessiert, dann ist es eine spannende Quelle.)


  • Solange es noch als Maskulinum erkennbar wäre, hätte man trotzdem einen Geschlechtsbias. Ich glaube ich verstehe schon, was du meinst, aber rein begrifflich: Was du tatsächlich möchtest wäre eben kein generisches Maskulinum, sondern quasi ein (nicht nur generisches, sondern generelles) Neutrum.

    Ich weiß nicht ob du die anderen Kommentare gesehen hast; weiter oben habe ich ein wissenschaftliches Paper zu der Fragestellung verlinkt. Hier wird gezeigt, dass bewusstes Gendern für die konzeptuelle Gleichberechtigung viel effektiver ist als eine genderlose Sprache. Aus der Diskussion:

    As Stahlberg and colleagues (2007) have noted, despite the assumption that genderless languages are gender fair or neutral, research has shown that a seemingly gender neutral term (e.g., “they”) can be interpreted in a gender biased way. For example, in their review, Stahlberg and colleagues recount research investigating possible corrections for the masculine generic in Spanish, English, German, and Turkish that have all demonstrated that gender neutral terms can continue to connote a male bias in the mind of the audience, and in cases where a gender symmetrical version is 278 Sex Roles (2012) 66:268–281 investigated (e.g., “he or she”), the gender symmetrical version promotes greater inclusion of women (see, for example, Braun 2001; Hyde 1984; Nissen 2002; Scheele and Gauler 1993). Therefore, genderless languages—such as Finnish—can include seemingly gender neutral terms that in fact connote a male bias (just as natural and gendered languages), but because they do not possess grammatical gender, it is not possible to use female pronouns or nouns to “emphasize women’s presence in the world,” which could mean “androcentricity in a genderless language may even increase the lexical, semantic and conceptual invisibility of women” (Engelberg 2002, p.128).

    (S. 12-13 im verlinkten Dokument, S. 278-279 nach Originalnummerierung.)


  • Von dem Problem abgesehen, dass es noch schwieriger sein dürfte, Begriffe abzuschaffen, die es schon gibt, als neue zu erfinden - mindestens eine Generation an Frauen müsste sich damit abfinden, sprachlich ausgeschlossen zu werden - wird ziemlich genau diese Idee in dem Paper diskutiert. Hier der relevante Absatz (plus etwas Kontext, um zu verstehen, wie argumentiert wird) (TL;DR am Ende):

    Moreover, Stahlberg and colleagues (2007) have noted that languages that create significant gender distinctions (i.e., grammatical gender languages) are often thought to lead to greater sexism, while languages that do not distinguish grammatical gender (i.e., genderless languages) may on the surface appear less sexist. However, as they note:

    All language types… could in principle be used in a symmetrical and gender-fair way: In grammatical gender languages the feminine could be used consistently in referring to female persons and the masculine in reference to males. In natural gender languages symmetry could be achieved, above all, by the consistent use of sex-marking pronouns. And in genderless languages sex can be disregarded symmetrically (Stahlberg et al. 2007; p. 167).

    However, as we have seen from the above examples, this is rarely the case, and all grammatical groups display gender asymmetry, as it is expressed in language through lexical structures, generic terms, social use of language, and gender related word structures. Despite the fact that gender neutral conventions can be developed for languages within all three grammatical groups, this does not imply it is equally easy to address gendered grammar conventions across these groups. In fact, Stahlberg and colleagues (2007) note that grammatical gender languages (like German) involve much more effort to create a gender neutral configuration—compared to natural gender languages like English—because such reconfigurations require changing a large number of personal nouns in addition to pronouns. Furthermore, although it might appear that genderless languages already exhibit a gender fair grammatical style, there is evidence that gender neutral nouns and pronouns can be interpreted with an implicit male bias (Stahlberg et al. 2007). Take, for example, research showing that different solutions to the use of masculine generics are not equally effective in natural gender languages like English. Several studies have shown that replacing masculine generics with gender-symmetrical terms, like he/she, led to greater visualization of female actors compared to gender neutral terms, like the singular they (Hyde 1984; Switzer 1990).

    Kurz gesagt: Bewusstes Gendern führt zu mehr konzeptueller Gleichberechtigung als Generika und genderlose Sprache. Weiterer Kontext nachzulesen auf Seite 5 des verlinkten Dokuments, bzw. S. 271 in der Seitennummerierung des Papers.



  • Und genau an der Stelle hat es die Form eines im Singular verwendeten generischen Maskulinuns. Es gibt in der Grammatik das spezifische Genus, also die sprachliche Präzisierung (“Kanzlerin”) und die allgemeine, generische Form, die dann greift, wenn das Geschlecht unbestimmt ist. Und zwar eben auch im Singular.

    Was du meinst ist wohl eher, dass ein feminines Genus überhaupt existiert.

    Das Problem an einer generisch maskulinen Sprache ist aber gar nicht, dass die Präzisierung weiblicher Begriffe nicht möglich sei. Im Gegenteil: Gäbe es nur ein grammatikalisches Geschlecht, würden wir das nicht als männlich wahrnehmen - sondern eben als Standard. Weil es verschiedene Geschlechtsendungen gibt, wird “Kanzler” als maskulin erkannt, aber trotzdem oft generisch verwendet. Genau das ist das Prinzip des generischen Maskulinums.